Kirche, Pfarrsaal und Franziskushaus
Kirche Maria Hilf
Die Katholische Pfarrkirche Maria Hilf liegt im Zentrum der Taunusgemeinde Neuenhain, einem Stadtteil von Bad Soden im Taunus, direkt an der Straße von Bad Soden nach Königstein.
In den Jahren 1911/12 im neoromanischen Stil erbaut, ersetzte sie die für die wachsende Gemeinde zu klein gewordene Barockkirche, die seit 1762 beiden großen Konfessionen als Gotteshaus diente und heute evangelische Kirche ist.
In ihrer äußeren Schlichtheit, die Maria Hilf als eine schützende Burg erscheinen lässt, ist die Kirche eine hervorragende Maurer- und Steinmetzarbeit, die vorwiegend Natursteine aus dem Taunus verarbeitet.
Der sich dem Besucher weit öffnende Innenraum mit seinen beiden Seitenschiffen gibt Zeugnis von der Würde und der besonderen Bestimmung dieses Raumes. Der Kirchbau selber zeigt dem Besucher, dass er nicht mehr „Fremdling“ in diesem Raum ist, sondern in der Stadt Gottes „Mitbürger der Heiligen und Hausgenosse Gottes."
Zentrum der Kirche ist der in der Mittelapsis stehende Hochaltar aus dem Jahr 1725. Der am Kreuz erhöhte Christus, der Herr der himmlischen und irdischen Welt, blickt mit Gott Vater und dem Heiligen Geist in den Kirchenraum. Das Motiv der „Majestas Domini“ (Herrlichkeit des Herrn), zeigt den Allherrscher auf dem Thron, umgeben von Engeln, die sein Lob und seine Größe verkünden:
„Herr, meine Stärke, Herr, du mein Fels, meine Burg, mein Retter, mein Gott, meine Feste, in der ich mich berge, mein Schild und sicheres Heil, meine Zuflucht."
Psalm 18
Ursprünglich stand der Altar, ein Meisterwerk der barocken Holz- und Bildhauer-kunst, bis zur Enteignung aller Kirchengüter im Frankfurter Dominikanerkloster. Der Altaraufbau ist aus Nussbaumholz gefertigt und reich mit Flachornamenten mit eingelegten farbigen Hölzern versehen. Die plastischen Verziehrungen sind vergoldet. Seine Breite beträgt 3,65 m, die Höhe 5,51m.
In der Sorgfalt seiner handwerklichen Ausführung ist der Altar ein Musterbeispiel von klösterlicher Handwerksarbeit, bei deren Herstellung die Zeit keine Rolle spielt.
Die Zeit und der mehrfache Umzug haben Spuren hinterlassen und dem Altar stark zugesetzt. Mit Hilfe des Bischöflichen Ordinariates hat die Gemeinde den Holzwurm erfolgreich bekämpft und möchte nun den gesamtem Altar in seiner ursprünglichen Pracht wiederherstellen und sanieren.
Zum Gesamtensemble gehören noch zwei prachtvolle Seitentüren, in deren Giebelaufsätzen je ein Gemälde aus der Ordensgeschichte der Dominikaner eingelassen ist. Es sind Originale des Meisters Stephan Gundel, der 1740 für diese Arbeiten ausgezahlt wurde.
Zwei Seitenaltäre waren bei der 1. Kirchenrenovierung im Jahre 1962 nicht mehr zu retten. Geblieben sind davon zwei lebensgroße Bildhauerarbeiten, die den Salvator und Maria zeigen, die in den Apsiden der Seitenschiffe stehen.
Die Herkunft eines prachtvoll geschnitzten Beichtstuhles aus dem Jahr 1650 lässt sich nicht belegen. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass auch er aus dem Kloster der Dominikaner in Frankfurt stammt.
Maria ist die Patronin der Kirche. Eine der Altöttinger Madonna nachempfundene Marienfigur empfängt den Besucher am Eingang der Kirche. Im Volksmund trägt sie den Titel: Neuenhainer Madonna.
Marienbild aus dem Ende des 16. Jahrhunderts
Ein Marienbild, das im Pfarrbüro von Neuenhain hängt, gab einige Rätsel auf. (1) Nun konnte das im Giebel des Rahmens gemalte Wappen aufgelöst werden. Demnach handelt es sich bei der gegen 1590 entstandenen Tafel um eine Stiftung des Frankfurter Druckers und Verlegers Sigmund Feyerabend (1528-1590), die er für die sogenannte Monis-Kapelle in der Frankfurter Dominikanerkirche hatte anfertigen lassen. Aus der Familie Monis stammte seine katholische Ehefrau, und in der Dominikanerkirche ließ Feyerabend, der Protestant war, sich beerdigen. Die Tafel dürfte im Zuge der Verteilung der nach der Säkularisation heimatlos gewordenen Kunstwerke zusammen mit dem Altar und einigen Skulpturen aus der Dominikanerkirche nach Neuenhain gelangt sein.
Die Ikonographie der Tafel ist komplex. Im Zentrum steht die Verherrlichung der Gottesmutter, die, unbefleckt empfangen und auserwählt wie die Sonne, als Himmelskönigin zu sehen ist und gleichzeitig als die in der Offenbarung 12,1 dargestellte apokalyptische Frau in Erscheinung tritt.
Der Rahmen zeigt oben und unten eine lateinische Inschrift mit Zitaten bedeutender Theologen (Benito Arias Montano, 1527-1598, und Petrus Canisius, 1521-1597) und lautet übersetzt:
Wer hat Dir, Jungfrau, den Dir so eigenen und gütigen Gott
verschafft? Dein vortrefflicher und ungetrübter Glaube.//
Im Chor der Frauen bist Du allein die schönste Jungfrau,
die eine, zugleich Gottes Tochter, Braut und Mutter.
Für das Bild und den Text gibt es in Kunst und Literatur der Epoche zahlreiche Parallelen, die offensichtlich im Kontext mit gegen-reformatorischen Bestrebungen der Zeit stehen. Die Entstehung des Gemäldes ist aus stilistischen Gründen ebenfalls in diesem Zusammenhang (evtl. Frankfurt, unter flämischem Einfluss) zu suchen.
Dr. Hildegard Lütkenhaus
Die „Wiederentdeckung“ des Bildes ist Artur Mangold zu verdanken, dem Archivar und langjährigen Mitglied des Verwaltungsrates von Neuenhain.
(1) Das Gemälde wurde veröffentlicht in Otto Raven: Neuenhain im Taunus, Geschichte eines Dorfes, Kelkheim 1971, S. 192, sowie zuletzt in Yvonne Monsees, Rüdiger Fuchs: Die Inschriften des Hochtaunus- und des Main-Taunus-Kreises, Wiesbaden 2019, S. 218f., Nr. 156, konnte aber nicht korrekt zugeordnet werden.