Chronik 2023
Chronik 2023 der Pfarrei Heilig Geist am Taunus
Eine neue Chronik beginnt für unsere neue Pfarrei. Und mir als Pfarrer ist vom Bistum die Chronistenpflicht zugewiesen. So soll Jahr für Jahr in groben Zügen für die Nachwelt festgehalten werden, was von Ereignissen und Entwicklungen berichtenswert ist.
Zum Jahresbeginn 2023 ist unsere Pfarrei Heilig Geist am Taunus gegründet worden als Zusammenschluss der vorherigen Pfarreien Bad Soden, Eschborn, Niederhöchstadt und Schwalbach. Pfarrkirche ist St. Katharina in Bad Soden. Der Dienstsitz der Pfarrei und das Zentrale Pfarrbüro sind in Schwalbach. Im Januar feierten wir dies mit Bischof Dr. Georg Bätzing unter großer Beteiligung der Gemeindemitglieder und der Öffentlichkeit.
Im Vergleich mit den anderen Pfarreien des Bistums Limburg haben wir eine eher geringe räumliche Ausdehnung. Zu große Entfernungen bleiben uns erspart. Zahlenmäßig aber sind wir jetzt mit etwas mehr als 14.600 Katholiken eher mit unter den großen Pfarreien. Von allem Anfang an verstehen wir uns als Zusammenschluss von sieben unterschiedlich großen Ortsgemeinden mit jeweils eigenem Gepräge. Zusammen gelebt, geglaubt und auch gefeiert wird in Maria Geburt in Altenhain, in St. Katharina in Bad Soden, in Christ-König in Eschborn, in Maria Hilf in Neuenhain, in St. Nikolaus in Niederhöchstadt, in St. Pankratius in Schwalbach und in Maria Rosenkranzkönigin in Sulzbach. Überall gibt es engagierte Gemeindemitglieder, die das Leben der Gemeinden als ihre Verantwortung verstehen. Und gleichfalls wissen wir, dass wir als Pfarrei eine Gemeinschaft sind, die die Verbindungen untereinander pflegt, plant und organisiert.
Hierin besteht eine Aufgabe, die uns schon bei der Planung der Pfarreivereinigung bewusst war. Jetzt sind wir in diesem immer noch andauernden Vereinigungsprozess – mit denselben Kinderkrankheiten, die auch andere Pfarreien neuen Typs im Bistum hatten. Es ist darauf zu achten und auch daran zu arbeiten, dass die neue Gemeinsamkeit als Pfarrei und die Eigenständigkeit der Gemeinden ineinander greifen. Zu beobachten sind Verlustängste und ein Fremdeln mit der neuen Großpfarrei genauso wie die Versuchung, vieles von oben her zu organisieren. Letzteres scheint vor allem vom Ordinariat in Limburg her zu kommen, wo man uns gern der dortigen Struktur und Arbeitsweise anpassen möchte. Wir probieren dahingehend lieber selber, wie wir von den Vorteilen einer vereinigten Pfarrei profitieren können. Klar ist allen, dass es nicht einfach so weiter gehen kann, wie vorher. Klar ist aber auch, dass das Neue Zeit braucht und den guten Willen, die neue Struktur mit Leben zu füllen. Für mich persönlich bedeutet das auch, dass ich die Unzufriedenheiten direkt angelastet bekomme, weil ich der Vertreter des Bistums hier vor Ort bin. Aber ich erlebe auch den Elan und die Neugier, etwas Neues anzufangen und begleite und unterstütze das gern.
Für den Überblick und die gemeinsame Planung ist neben der Gemeindeleitung zuvorderst der Pfarrgemeinderat zuständig. Vom Jahresanfang an übernahm der vormalige Pastoralausschuss unter dem Vorsitz von Herrn Dr. Frank Wiesemann diese Aufgabe. Elf Ortsausschüsse und Sachausschüsse unterstützten den Pfarrgemeinderat in den einzelnen Gemeinden und in den Aufgabenbereichen. Im November fand dann die erste Pfarrgemeinderatswahl in der neuen Pfarrei statt. Leider standen dazu nicht ausreichend Kandidaten zur Verfügung. Wir konnten deshalb nur 11 Mitglieder in den neuen Pfarrgemeinderat wählen, der nun für die nächsten vier Jahre amtiert. Zuständig für die Bereiche Personal, Immobilien und Finanzen ist weiterhin der Verwaltungsrat, der große Aufgaben zu stemmen hatte und hat. Er wir noch bis zum Frühjahr 2024 weiterarbeiten. Erst dann kann der Pfarrgemeinderat einen neuen Verwaltungsrat wählen.
Den vielen ehrenamtlich Engagierten gebührt jedenfalls ein großes Dankeschön! Wir sind immer noch dabei den Übergang zu gestalten und unsere neue Pfarrei mit Leben zu füllen. Wenn es auch nicht immer Einigkeit über die neuen Erfordernisse gab, haben wir dennoch mit gutem Willen für unsere gemeinsame Pfarrei gesorgt.
Neu oder fast noch neu in diesem ersten Jahr der Großpfarrei sind die beiden Kita-Koordinatoren und die Verwaltungsleitung. Schon seit Herbst 2022 entlasten Frau Livia Katzenbach und Herr Christian Telschow den Verwaltungsrat, indem sie die entsprechenden Verwaltungsaufgaben für und mit unseren sieben Kindertagesstätten wahrnehmen. Das bedeutet, dass Verantwortung in unserer Pfarrei für ungefähr 550 Kinder und ihre Familien übernommen wird, die von 160 Erzieherinnen und Erziehern betreut werden. Die Professionalität der Kita-Koordinatoren zeigt jetzt, wie richtig es ist, vom Bistum diese Hilfen zu bekommen. Für die Kita-Leitungen und auch die Elternbeiräte ist das ebenfalls neu. Die Zusammenarbeit mit ihnen und auch mit dem Verwaltungsrat funktioniert mittlerweile gut.
Ganz neu für uns ist die im April erfolgte Einstellung einer Verwaltungsleiterin. Mit Frau Marijana Sagolj haben wir jemanden gefunden, die nicht aus dem kirchlichen Bereich kommt. Sie bringt Erfahrungen mit, die für unsere Pfarrei sehr hilfreich sind. Engagiert geht sie die Dinge an und erfährt dabei auch, dass die kirchlichen Mühlen doch zum Teil anders mahlen, als anderswo. Sehr deutlich ist das zu beobachten bei unserem derzeitigen Großprojekt des Neubaus der Kindertagesstätte St. Pankratius in Schwalbach. Die Koordination zwischen der Stadt Schwalbach, dem Bistum Limburg, der Kita mit den betroffenen Eltern und auch mit den besonderen Wünschen einiger Nachbarn ist nicht einfach. Im Verwaltungsrat sind wir froh, dass wir Frau Sagolj haben. Und ich als Pfarrer bin darüber hinaus zudem froh, dass sie mich in der Leitung des Pfarrbüros entlastet. Es ist das neue Büro im alten Schwalbacher Pfarrhaus, das wir nach einjähriger Renovierungszeit im Frühjahr bezogen haben und seither als Zentrales Pfarrbüro mit Leben füllen. Hier gilt es für die Verwaltungsleiterin die Zusammenarbeit unserer Pfarrsekretärinnen als Verwaltungsteam der neuen Pfarrei neu zu organisieren und einzuüben. Viel Zeit und Aufwand ist damit verbunden. Doch die Mühe lohnt sich und die Mitarbeiterinnen stellen sich auf die neuen Anforderungen ein.
Auch für das Pastoralteam der Seelsorgerinnen und Seelsorger galt es, die Umstellung unserer Arbeit auf die eine große Pfarrei vorzunehmen. Vieles war dazu schon vorher im Pastoralen Raum eingeführt und eingeübt. Immer wieder fragen wir uns, was die Zeichen der Zeit sind und wie wir angepasst an die Erfordernisse der Gemeindemitglieder sinnvoll handeln und helfen können. Es versteht sich dabei fast von selbst, dass die vielen und sich z.T. auch gegenseitig ausschließenden Wünsche nicht immer zu erfüllen sind. Froh sind wir, dass so viele Engagierte in den Gemeinden ihre Anliegen mit anpacken und nicht darauf warten, umfassend betreut zu werden. Wir sind elf Seelsorgerinnen und Seelsorger, ein großes Pastoralteam. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass einige von uns Teilzeit beschäftigt sind, nebenamtlich oder sogar aus dem Ruhestand heraus arbeiten. Dem Personalplan unseres Bistums entsprechend sind wir permanent unterbesetzt, weshalb auch eine Stelle bei uns seit geraumer Zeit als „dringend zu besetzen“ ausgeschrieben ist. Neu ist bei uns die Stelle eines Sozialpädagogen. Herr Michael Eberhardt leitet befristet für fünf Jahre ein Sozialraumprojekt in Eschborn. Unser Pastoralteam wird dadurch gleichfalls zu einem sog. „Multiprofessionellen Pastoralteam“, weil wir alle von den Erkenntnissen der neuen Stellebesetzung profitieren. Ich bin froh und dankbar für dieses Team. Ich freue mich über ihre Fähigkeiten und Ideen, die sie zum Wohl der Pfarrei einbringen. Auch bin ich mir bewusst, dass niemand die Arbeit scheut und ich manches Mal eher mehr darauf achten müsste, dass sich niemand zu viel zumutet. Und das gilt auch für die Sekretärinnen, die Verwaltungsleiterin und die Kita-Koordinatoren.
Bei allem Organisatorischen der neuen Pfarrei dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass uns aufgetragen ist, die Botschaft Jesu zu verkünden und seine Kirche in der heutigen Zeit sinnvoll zu verwirklichen. Der Gefahr, uns zu sehr mit uns selbst zu beschäftigen, dürfen wir nicht erliegen. Die Gesellschaft ändert und entwickelt sich fortwährend weiter. Und wir als Kirche sind Teil dieser Gesellschaft. Dabei haben wir nicht nur die schrecklichen Kriege in der Ukraine und in Israel oder die großen Naturkatastrophen vor Augen, die leider bei weitem nicht die einzigen Probleme in der Welt sind. Vor Augen haben wir auch die Aufgaben hier bei uns vor Ort. Die Bedürftigen wollen wir nicht übersehen und überlegen, was wir für sie tun können. Caritas muss eine der Säulen unseres Gemeindelebens sein. Die zweite Säule, die Verkündigung, stellt uns vor die Aufgabe zu überlegen, was wir im Sinne der christlichen Botschaft zum Gelingen des Zusammenlebens der Menschen beitragen können. Leider müssen auch wir hier feststellen, dass die Kirche wegen der Missbrauchsskandale und wegen festzementierter Machtstrukturen in der letzten Zeit in Misskredit geraten ist und Vertrauen verspielt hat. Viele in der Bevölkerung scheinen die Kirche nicht mehr zu brauchen. Das belegen auch die hohen Austrittszahlen, die wir wieder zu beklagen haben. (Genaueres dazu kann man in der angehängten Statistik nachlesen.)
Die Anzahl der Mitglieder unserer Pfarrei hat im Laufe des Jahres weiter abgenommen. Dieses Mal um fast 4%. Wir sind jetzt 14.600. Die Anzahl der Taufen und der Trauungen ist allerdings gleich geblieben. Sie ist sogar nach der Coronapandemie wieder angestiegen. Auch Erstkommunionen und Firmungen finden noch im üblichen Maß statt. Sogar Wiedereintritte gibt es. Vergessen dürfen wir auch wieder nicht unsere etwa 150 Verstorben, die wir zusammen mit ihren Angehörigen betrauert und beerdigt haben.
All das bringen wir mit Gott in Verbindung. Wir erinnern uns daran, dass wir „von Voraussetzungen leben, die wir nicht selbst geschaffen haben“, wie es einmal von der Politik formuliert wurde. Wir kommen von Gott und wollen ihn bezeugen in unserer Welt. Dazu haben wir dann auch die dritte Säule jeglichen Gemeindelebens, die Liturgie. Im Gottesdienst erinnern wir Gott und seinen Anspruch an uns. Hier feiern wir ihn und seinen Tod für uns und tragen vor ihn hin, was uns beschäftigt, Freude und Leid. Wir bitten um seinen Beistand. Und wir lassen uns von ihm bestärken, dass wir wieder hinausgehen und unsere Gesellschaft geistvoll mitgestalten können als seine Pfarrei Heilig Geist am Taunus. Dazu begleite er uns mit seinem Segen auch im neuen Jahr.
Heilig Geist am Taunus, am 31. Dezember 2023
Pfarrer Alexander Brückmann